/head>
|
|
Dampfradio |
|
Ausstellung im Heimatmuseum erinnert an die Radio-Anfänge in Schifferstadt
Die ersten Radioapparate konnte man bei Martin Schweißguth und Richard Braun Kaufen
Mit zahlreichen historischen Radiogeräten aus der Sammlung von Horst Barisch wird am Sonntagmorgen im Heimatmuseum eine Ausstellung über die Entwicklung des Hörfunks eröffnet. Nachdem im Oktober 1923 die "Deutsche Stunde, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH" das Rundfunkzeitalter in Deutschland eröffnet hatte, wurde dieses neue Kommunikationsmittel innerhalb kürzester Zeit ungemein populär. Den ersten Apparaten für die noch Kopfhörer notwendig waren, folgten bald anspruchsvolle technische geräte mit eingebautem Lautsprecher.
Am Anfang der Radio-Geschichte standen neben Antenne
und Erde ein Silizium-Kristall, eine Spule und Kopfhörer.
„Mehr brauchte man damals nicht, um den örtlichen
Sender zu hören", blendete Horst Barisch, passionierter
Sammler von Radiogeräten verschiedener Arten, am
Sonntagvormittag im Heimatmuseum auf die Anfänge einer neuen
Kommunikationstechnik zurück. Der Traum, Nachrichten aus der
Ferne zu empfangen und Distanzen zu überwinden, die die
menschliche Stimme nicht überbrücken kann, erfuhr in
seiner Verwirklichung eine rasante Entwicklung. „In
Zusammenarbeit mit Manfred von Ardenne baute die Firma Loewe das erste
Röhrengerät, wodurch allein schon die
Lautstärke erheblich verbessert wurde", beschrieb Horst
Barisch einen weiteren Schritt der Radiogeschichte. Rund 160 Firmen
waren deutschlandweit daran beteiligt. Die eigentliche Geburtsstunde
des deutschen Rundfunks erfolgte im Oktober 1923 mit der
Übertragung eines Live-Konzertes aus Berlin. „Die
Politik begegnete dem Rundfunk mit großer Skepsis",
informierte Barisch. Was inhaltlich dargeboten wurde, wollte der Staat
kontrollieren, ebenso die Technik. Der Industrie wurde daher zur
Auflage gemacht, nur Geräte herzustellen, mit denen nicht
selber gesendet und nur ein enger Mittelwellenbereich empfangen werden
konnte. Da die Technik aus der Telegrafie kam, war die Reichspost
zuständig für Sende- und Empfangstechnik: Das Radio
für zuhause musste bei der Post mit einer Urkunde genehmigt
werden und jeder hatte eine Gebühr zu entrichten - damals wie
heute eine Gebühr dafür, dass die Technik zum Empfang
überhaupt bereitgestellt wird. Nach der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde der
Rundfunk bald gleichgeschaltet. Da schon in der Weimarer Republik
Sendeanlagen und Empfangstechnik staatlich kontrolliert waren, hatte
die neue Regierung nicht viel Mühe, auch den Rundfunk zu
übernehmen und ganz in den Dienst ihrer Ideologie zu stellen.
Dazu machten die Nationalsozialisten, allen voran Joseph Goebbels,
zunächst das Radio zum Massenmedium und ließen ein
billiges Gerät, den Volksempfänger, im Volksmund auch
"Goebbelsschnauze" genannt, produzieren. Mit einem
Volksempfänger ausländische Sender zu empfangen war
unmöglich. Mit Kriegsbeginn 1939 war das Hören von
ausländischen "Feindsendern", insbesondere der BBC, streng
untersagt. Mit Zuchthaus- bzw. Todesstrafe wurde dem gedroht, der die
Information der "Feindsender" weiter erzählte. Gerade in der
Anfangszeit wurde zur Abschreckung die Todesstrafe tatsächlich
auch verhängt und vollstreckt.
Monika Schleicher,
Schifferstadter Tagblatt
|
|||
© 2008 by DL1IP Karl • dl1ip@gno.de |